

| Name | Eckebrecht NN | |
| Geburt | 1070 [1] | |
| Geschlecht | männlich | |
| Leben & Wirken | Ein getaufter Jude als Ahnherr des Kölner Patriziats und des rheinischen Adels Von Karina Kulbach-Fricke Eckebrecht qui fuit iudeus Seinen ursprünglichen jüdischen Namen kennen wir nicht; den Namen Eckebrecht (oder Eckehard) dürfte er wohl bei der christlichen Taufe erhalten haben. Er wird in verschiedenen Kölner Quellen, die alle nicht genau, aber in den Zeitraca zwischen 1135 und 1156 zu datieren sind, als Eckebrecht qui fuit judeus genannt, oder auch nur als Eckebret iudeus. Er dürfte etwa zwischen 1070 und 1080 geboren sein; er war also ein junger Mann oder Knabe, als der Erste Kreuzzug stattfand, der bekanntlich damit begann, da8 ein entfesselter Pöbel rheinauf, rheinab die Juden totschlug. In der Chronik zur Geschichte der Stadt Köln wird darüber berichtet: "1096 1. Hälfte und April l2-20: Nach dem Aufruf von Papst Urban II. 1095 zu einem Kreuzzug zur Eroberung des Heiligen Landes (Palästina) aus der Hand von Ungläubigen sammelt der Augustinerchorherren-Prediger Peter von Amiens in Frankreich zahlreiche Bauern und zieht als einer der Anführer mit ihnen über Köln, das als Sammelplatz für das niederrheinische Kontingent bestimmt ist (Ankunft April l2, Weiterzug Apri120), und an- schJie0end mit den vielen hinzugekommenen Deutschen und Niederländern donauabwärts über Byzanz nach Kleinasien. (Die schlecht ausgerüsteten und wenig disziplinierten Scharen dieses Volkskreuzzuges werden 21 Okt 1096 von den Seldschuken vernichtet). - 1096 Mai 30-Juni I: Von Frankreich herein- und vom Oberrhein (Speyer, Worms, Mainz) herabkommend, finden die mit der Sammlung zum l. Kreuzzug einhergehenden Judenpogrome auch in Köln statt. In dem von dem Kölner Historiker Leonard Ennen in seiner 'Geschichte der Stadt Köln' J863 zitierten Bericht heißt es: 'Da verbargen sich die Juden in ihren Häusern. Am 30. Mai aber entstand Lärm und Schrecken; es erhoben sich nämlich die Feinde, zerstörten die Häuser, rissen die Türen ein und machten viele Beute, ohne da0 Rettung vor ihnen möglich war. Hierauf brach das Volk in die Synagoge ein, holten die Gesetzesrollen heraus, trieb mit denselben Spott und trat auf den Straßen auf ihnen herca am Festtage des Herrn, an welchem einst die Thora gegeben war, welche nunmehr Frevler zerrissen und zertraten und Übeltäter schändeten und verbrannten.' Ennen ergänzend zu dem Zitat: 'Drei Tage dauerten die Greuel. Die Synagoge und viele Häuser der Juden wurden zerstört. In blinder Wut, in roher Mordlust und gemeiner Habgier wurden die Opfer hingeschlachtet und ihrer Gelder und Schätze beraubt. Viele Juden, die sich nicht durch die Taufe der grausigen Verfolgung entziehen wollten, erschlugen mit eigener Hand Weib und Kind und gaben sich dann selbst den Tod. Zweihundert Juden, die sich auf ein Schiff' geflüchtet hatten, ca auf dem Rhein zu entkommen, wurden ergriffen und schonungslos ermordet. - 1096 Juni: Der Kölner Erzbischof Herrmann III von Hochstaden lässt die Kölner Juden, ca sie vor den Gewalttätigkeiten der sich versammelden Kreuzfahrer zu schützen, aus der Stadt in sieben Orte evakuieren (Neuß, Wevelinghoven, Aldenhofen, Altenahr, Xanten, Meer und Kerpen). Sie werden aber dort ermordet oder töten sich selbst. Nur der in Kerpen untergebrachte Teil der Kölner Gemeinde überlebt." Ob die Taufe des jungen Eckebrecht etwa mit diesen grausigen Ereignissen in Zusammenhang stand, muß der Phantasie überlassen bleiben. Eckebrecht wohnte auch nach seiner Taufe in nächster Nähe des Judenviertels, das sich nahe der Pfarrei St. Laurenz befand. Er dürfte zum Kreis der reichen Kaufleute gehört haben und genoss hohes Ansehen in der Stadt Köln, denn er war 1135/42 magister vicinorca S. Laurentii, also Amtmann. In einer Namensliste, die zwischen 1135 und 1152 zu datieren ist, wird er an erster Stelle genannt. In einer gleichzeitig entstandenen Liste wird er mit seinem Sohn Fordolf aufgeführt; wir finden beide 1139/52 noch einmal gemeinsam als Amtsleute. Dabei wird er gelegentlich mit dem Titel dominus belegt; das läßt darauf schließen, dass er auch die Stelle eines Ratsherrn bekleidete, denn diese Bezeichnung war Adligen, Geistlichen und Ratsherren vorbehalten. Er ist wohl identisch mit Eckebert iuxta Renum, der 1142/56 als Zeuge und im gleichen Zeitraum in Zusammenhang mit einem Geldgeschäft genannt wird. Eckebrechts Tod ist, wie damals bei Bürgerlichen die Regel, nicht überliefert. Vermutlich hat er aber in seinen letzten Jahren noch ein weiteres Judenpogrom erleben müssen; die Chronik berichtet: "1146 nach Sept 24; Wie in anderen Städten, so predigt auch in Köln der Mönch Radolf Kreuzzug und Judenverfolgung. Es kommt zu Pogromen. Bei der Verfolgung der Juden durch die Kreuzfahrer veranlasst der größte Teil der Judengemeinde den Kölner Erzbischof Arnold I. durch ein Geldgeschenk dazu, ihnen die Wolkenburg, die stärkste Festung in ganz Lothringen, zur Verfügung zu stellen unter Entfernung der Christen. Ihre Häuser und ihr Vermögen in Kö1n übergeben sie dem Erzbischof zur Aufbewahrung. Die Kreuzfahrer stellen die Verfolgung der Juden ein. - Ende Sept. übergibt die Judengemeinde dem Erzbischof ein Geschenk, damit dieser einen Christen, der bei der Wolkenburg zwei Juden erschlagen hatte, ergreifen und hinrichten lasse." Eckebrechts Söhne und ihre Familien Es ließen sich zwei Söhne des getauften Juden Eckebrecht nachweisen, die beide ihren festen Platz im Kölner Patriziat gefunden haben, nämlich Fordolf und Gunter. Möglicherweise zählt auch ein Johann dazu, welcher 1170/90 in S. Columba eine Haushälfte auf seine Frau Richlinde überträgt; dieser Johann wird als Bruder Fordolfs bezeichnet, ob sich aber ca den Sohn des Eckebrecht oder einen Namensvetter handelt, steht nicht fest. Der jüngere Sohn, Gunther, wurde etwa 1120 in Köln geboren und lebte noch 1178. Ein Haus bei S. Columban war Eigentca eines Gunther, es gehörte früher Reimar ( von Basel). Gunther wird als Amtmann von S. Laurenz aufgeführt. Er wird zuerst 1165/74 genannt als er ein Haus gegenüber dem Rathaus kauft, I 170/82 folgt ein Hauskauf bei S. Lau 1170/71 verpfänden Gunther und domina Hadewigis dem Rupert den Verkaufsladen, er benutzt, für 3 marc. Kurz darauf erwirbt Rupert den Laden mit aufstehendem Gebäude. 1178 wird er ausdrücklich als Sohn Ekeberts bezeichnet; im gleichen Jahr ist er Zeuge im Handelsvertrag mit Verdun, was seine Zugehörigkeit zur Kaufmannschaft mehr als wahrscheinlich macht. Außerdem zeigt sich sein Ansehen, als er gleichfalls 1178 als Zeuge und Schöffe im Schlichtungsvertrag mit Gent genannt wird. Hier fand der Streit ein Ende zwischen den Bürgern von Köln und denen von Gent ca das von letzteren beanspruchte Recht, ihre Schiffahrt rheinaufwärts über Köln hinaus betreiben zu dürfen, was von den Kölnern bestritten wird. Der Erzbischof gesteht den Genter Kaufleuten die freie Fahrt den Rhein hinauf zu, wie sie es auch vorher durften. Die Kölner Bürgerschaft stimmt dem Spruch zu. 1189/91 ist Gunther verstorben, denn seine Kinder und Miterben verkaufen das 1170/ 82 erworbene Haus. Von diesen Kindern ist aber nur eine Tochter namentlich bekannt, die mit dem Patrizier Gottschalk Overstolz verheiratete Sophia. Sie brachte eine große Mitgift in die Ehe. Der ältere von Eckebrechts Söhnen, Fordolf, wurde in Köln etwa 1095/1110 geboren und starb dort zwischen 1167 und 1178. Wie der Vater, so bekleidete auch er die Stelle eines Amtmanns in S. Laurenz. Seine Grundstückskäufe in den Pfarreien Martin und Niederich zeigen, da8 er einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie entstammt. Schon 1135/42 wird er gemeinsam mit seinem Vater aufgeführt. Fordolf wohnt weiter zwischen jüdischen Nachbarn. Er besitzt 1135/42 die Hälfte eines Hauses neben dem Hause eines Walcun. Mehrfach wird er als Zeuge in Urkunden bemüht, war 1167/72 auch magistratus, also an der Regierung der Stadt beteiligt, ein Zeichen für seine sozial angesehene und gehobene Stellung in Köln. Auch er wird also zum Kreis der patrizischen Kaufleute Kölns gehört haben. Fordolfs Frau hieß Engelradis, ihr Geburtsdatca fällt etwa zwischen 1100 und 1115; sie wird noch 1178 in Köln genannt. Vier Kinder des Paares ließen sich ermitteln, die Söhne Constantin und Helperich und die Töchter Gertrudis und Liveradis; mindestens ein weiterer, namentlich nicht ermittel- ter Sohn lebte 1175/91, denn damals erwarb Constantin die Hälfte seines Vaterhauses von seinen Brüdern und Schwestern. Über Fordolfs Familie erfahren wir zuerst etwas durch eine Urkunde, die zwischen 1149/59 zu datieren ist. Darin steuern Fordolf und seine Frau Engilradis ihre Tochter Liveradis mit deren Mann Erenfrid aus; man wird also die Heirat des jungen Paars in diese Zeitoder kurz davor setzen dürfen. Für Erenfrid ist kein Familienname angegeben, er und seine Frau sind aber die Stammeltern der Patrizierfamilie Crop von Lyskirchen. Über die zweite Tochter Gertrudis berichtet uns eine verstümmelte Urkunde von 1164/ 75; darin verzichten Vordolfus de San Laurentio und seine Tochter Gertrudis und ihre Brüder "de omni interrogatione surer Megenzonem de bono fratris (sue Marcmanni). " Megenzo empfängt außerdem 5 1/2 marc. Bis zu seiner Mündigkeit wird die Mutter des Knaben ihn ernähren. Zu Lebzeiten des Knaben dürfen das Haus, das Marcmann am Ufer besaß, sowie ein Hof nicht verkauft werden. Gertrudis ist also die Witwe des Marcmann und vertritt die Ansprüche eines minderjährigen Sohnes, dessen Name nicht genannt wird. Es hat offenbar Ärger anlässlich einer Erbschaft gegeben, der nicht ohne eine vertragliche Vereinbarung geregelt werden konnte und bei dem Vater und Brüder der Witwe Gertrud zu ihren Gunsten aktiv geworden sind. Gertrud wird noch 1189 genannt und stirbt im gleichen Jahr (vgl. unten), von ihrem Sohn ist später nicht mehr die Rede. Der verstorbene Marcmann, sein Bruder Meginzo und eine Schwester namens Godestuis sind Kinder eines älteren Meginzo und seiner Frau Hathewich, die im Stadtteil Niederich lebten. Auch bei ihnen handelt es sich ca eine wohlhabende und angesehene Familie, denn die Frau des jüngeren Meginzo, Adeleidis, wird als "domina" bezeichnet. | |
| Tod | Köln, (DE) [1] |
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| Personen-Kennung | I59783 | Crasciniaci_20250908 ohne 20229 |
| Zuletzt bearbeitet am | 15 Mrz 2006 | |
| Familie | NN NN | |||||||
| Kinder |
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| Familien-Kennung | F52215 | Familienblatt | Familientafel | ||||||
| Zuletzt bearbeitet am | 8 Sep 2025 | |||||||
| Quellen |
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