

| Name | Franz Bernhard Hubert Bardenheuer | |
| Präfix | Professor Dr. | |
| Geburt | 12 Jul 1839 | Lamersdorf, Inden-Altdorf, Düren, (DE) [1] |
| Geschlecht | männlich | |
| Leben & Wirken | Bernhard Bardenheuer als Sohn eines Gastwirtes geboren absolvierte ab 1859 sein Medizinstudium in Würzburg (DE) und Berlin (DE), den damals bedeutendsten medizinischen Falkultäten. Hier lernte der Rheinländer die führenden Repräsentanten der neuen naturwissenschaftenlich Medizin der Zeit kennen. Er hörte Vorlesungen bei dem Pathologen Rudolf Vichow (1821-1901) und den führenden Internisten der "Berliner Schule” Ludwig Traube (1818-1876) sowie Theodor Frerichs (1819-1885). Bei dem bekannten Geburtshelfer und Gynäkologen Eduard Martin (1809-1875) verfaßte er seine Promotion "De partu paematuro”, die er 1864 erfolgreich verteidigte. Besonders geprägt wurde er von Bernhard von Langenbeck (1810-1887), dem späteren Gründer und langjährigen Präsidenten der "Deutschen Gesellschaft für Chirurgie”, in dessen Klinik er häufig zur praktischen Ausbildung hospitierte. Nach bestandenem Staatsexamen begann er 1865 seine Tätigkeit an der Chirurgischen Klinik der "Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität” zu Bonn. Bei Karl Busch (1826-1881), einem Schüler von Langenbecks, vervollständigte Bardenheuer seine chirurgische Ausbildung. (lt. Dr. Friedrich Moll) 1868 wechselte er an die,Ruperto-Carola-Universität' in Heidelberg zu dem Augenchirurgen Otto Becker (1828-1893), um - wie damals üblich - sein operatives Spektrum zu erweitern. Gleichzeitig wurde er hier,Hilfsassistent' bei Gustav Simon (1824-1876), der nach seinem Rostocker Ordinariat seit 1867 der chirurgischen Lehrkanzel in Heidelberg vorstand und die Chirurgie der Zeit maßgeblich beeinflußte. Simon wurde neben von Langenbeck Bardenheuers eigentlicher wissenschaftlicher und praktischer Lehrer. Gemeinsam operierten sie chirurgische und gynäkologische Erkrankungen. Am 2. August 1869 assistierte Bardenheuer neben Heinrich Braun (1847-1911) die erste nach wissenschaftlichen Kriterien geplante Nierenentfernung im alten Operationstheater der Heidelberger chirurgischen Klinik. Zwischen 1869 und 1870 weilte er zu Studienaufenthalten in den Weltzentren der operativen Medizin der damaligen Zeit: Paris, London und Wien. Besonders beeindruckte ihn Bartholomäus Spencer-Wells (1835-1897) in London, der die Eierstockentfernung in die OPerationspraxis einführte, eine Operation die Bardenheuer später in Köin erstmals erfolgreich selbst ausführte. Nach Köin zurückgekehrt, leitete er 1870/71 während des Deutsch-Französischen Krieges das Garnisonslazarett Köin-Deutz und fand durch diese Tätigkeit 1872 Kontakt zu Otto Fischer (1810-1885), dem Vorstand und leitenden Chirurgen (hier,Oberarzt'genannt) des Köiner Bürgerhospitals, dessen Nachfolger er am 29. Oktober 1874 auf Beschluß der Stadtverordnetenversammlung wurde. Zwischenzeitlich war er als Augenarzt tätig und leitete eine kleine chirurgische Abteilung im,Severinskloster' (Krankenhaus der Augustinerinnen, Severinsstraße). In dieser Funktion erwarb sich Bernhard Bardenheuer den Ruf eines geschickten Operateurs und überragenden Chirurgen weit über die Grenzen der Rheinlande hinaus. Dies belegen seine umfangreiche Konsiliartätigkeit und seine Vortragsreihen bis nach Belgien und in die Niederlande. Das Einzugsgebiet seiner Klinik reichte bis weit in das Bergische Land, das Vorgebirge und in die Eifel, den Niederrhein, und aus dem Regierungsbezirk Koblenz kamen häufig Patienten. . . . Während Bardenheuers Tätigkeit am Köiner Bürgerhospital, damals einer der größten chirurgischen Krankenanstalten Europas (ca. 510 Betten insgesamt; 1905:324 chirurgische, Berlin Charite: 270 chirurgische, München Nußbaumstraße: 293 chirurgische) wurde ein beachtliches Leistungsniveau erreicht (Abb. 5 u. 6). Gleichzeitig konnten bis zu 200 chirurgische Betten im 1888 eröffneten städtischen Augustahospital zwischen Südbahnhof und Zülpicher Straße in der,Neustadt' gelegen ... vom Bürgerhospital aus konsiliarisch versorgt werden. Nachdem Richard von Volkmann (1830-1889) in Halle schon am 1. Dezember 1872 in seiner Klinik die Lister'sche Antisepsis mit gutem Erfolg eingeführt hatte, übernahm Bernhard Bardenheuer nach Besuch dieser Klinik das neue Verfahren 1875 in sein Krankenhaus gegen viele Widerstände. Für die Hospitalverwaltung und damit die städtische Armenkasse bedeutete dies eine jährliche Mehrbelastung von 4000 Thr. (vgl.: Ein Verwaltungsbeamter verdiente ca. 2000 Thr. im Jahr, ein Universitätsprofessor der Medizinischen Fakultät Bonn ca. 1500-4500 Thr.). 1888 führte er während der Köiner Assistenzarztzeit Curt Schimmelbuschs (1860-1895), der später einen Bestseller der chirurgischen-operativen Asepsis verfassen sollte, die Sterilisation des Verbandmaterials als erster deutscher Chirurg ein. Außerdem leitete er 1899 die Renovierung und den Umbau des sanierungsbedürftigen Bürgerhospitals ein, um es an die geänderten Hygieneanforderungen der Asepsis anzupassen. Die Nierenchirurgie bereicherte er um den sogenannten,Türflügelschnitt' (1881). Als Expiorativschnitt gePIant. konnten ohne Eröffnung der Bauchhöhle die einzelnen Organe in ihrer toPographischen Beziehung zueinander untersucht werden, so auch die,gesunde Gegenseite' bei Nierenentfernungen. Dies war vor Einführung einer seitenbezogenen Nierendiagnostik durch Leopold Casper (1859-1959) 1901 die einzige Möglichkeit, ein gesundes von einem erkrankten Organ zu unterscheiden. Eingriffe in der freien Bauchhöhle verliefen vor Einführung der Antisepsis in der Regel tödlich. Ausführlich beschrieb Bardenheuer die Diagnosemöglichkeit bei Abszessen (Eiteransammlungen), Hydronephrosen (Wassersacknieren), Pyonephrosen (Eiternieren), Nierentumoren sowie die Möolichkeiten der Differentialdiagnose bei perirenalen Abszessen oder Tumoren. Ergänzend wurde eine Fülle detalllierter Fallberichte vorgetragen. Während um 1880 in der medizinischen Fachliteratur die Einzelfallberichte zur Nierenchirurgie noch überwogen .... beschrieb Bernhard Bardenheuer 1881 bereits 7 Nenhrektomien, teils mit erfolgreichem Ausgang... Weitere Arbeiten Bardenheuers galten der Hoden- und Nebenhodentuberkulose (1886) und deren spezieller Krankheitsentwicklung. Auf über 200 Druckseiten bearbeitete er dieses Thema ausführlich. Ferner empfahl er in weiteren Publikationen, die Blasensteinentfernung sowie die Urindrainage über die Bauchdecke in zwei Sitzungen vorzunehmen, um einer urinösen Infiltration des Bauchfells vorzubeugen. Eine Pionierarbeit des versierten Operateurs Bardenheuer war die Ausführung der ersten totalen Blasenentfernung am 13. Januar 1887 bei dem 57 Jahre alten Schreinergehilfen Theodor Baum (1830-1887) aus der Köiner Südstadt (Operationszeit 75 Minuten). Bei einem fortgeschrittenen Blasenkrebs verzichtete Bardenheuer infolge technischer Schwierigkeiten auf eine Harnleiterdarmimplantation zur Urinableitung. Der Patient verstarb am 14. postoperativen Tag an einer Urinvergiftung infolge der Stauung beider Nieren. Der Operateur hatte somit zwar die technische Machbarkeit des Eingriffs bewiesen, das Problem der Harnableitung blieb jedoch noch ungelöst. Erst am 3. August 1889 führte der Gynäkologe Karl Pawlik (1849-1914) in Prag die erste geglückte Zystektomie (Blasenentfernung) aus.. In späteren Jahren wandte sich Bardenheuer der Unfallheilkunde zu. Hier waren seine wissenschaftlichen Leistungen bei der Knochenbruchbehandlung von entscheidender Bedeutung. Seine permanente Extensionsbehandlung (,Streckung,) fand Eingang in alle deutschen chirurgischen Kliniken und wurde nach Etablierung der Röntgentechnik ab 1896 uneingeschränkt anerkannt. Gerade im Zeitalter der Industrialisierung nahm die Zahl der Arbeitsunfälle bei noch mangelhafter Arbeitsschutzgesetzgebung und somit die Bedeutung ihrer effizienten Behandlung drastisch zu. Nicht zu vergessen sind Bardenheuers umfangreiche Studien zur Gelenkresektion bei Tuberkulose und seine Untersuchungen zur Nervenchirurgie. Sein Name ist weiterhin mit dem chirurgischen Entiastungsschnitt bei eitriger Brustdrüsenentzündung der Frau verbunden. Ernst von Bergmann (1839-1907), der Nachfolger B. v. Langenbecks auf dem Berliner Traditionslehrstuhl und Begründer der Asepsis in Deutschland, schätzte auf dem 25. Chirurgenkongreß 1896 das Leistungsniveau des Köiner Bürgerhospitals höher ein als das mancher Universitätsklinik. Bereits 1884 wurde daher Bernhard Bardenheuer der Professorentitel verliehen, eine Auszeichnung, die bis dahin einem nicht dem Lehrkörper einer Universität angehörenden in Preußen noch nicht zuteil geworden war. Diese Ehrung ging maßgeblich auf den Einfluß des Rheinländers Friedrich Theodor Althoff (1839-1908) zurück, der als Geheimer Regierungsrat seit 1882 im preußischen Kultusministerium wesentlichen Anteil an der Wissenschaftsförderung der Zeit hatte, 1885 erhielt Bardenheuer den,Charakter' eines,Geheimen Sanitätsrates', 1905 den des,Geheimen Medizinairates'. Staatlicherseits wurden seine Verdienste durch die Verleihung des Kronenordens anerkannt. Seit 1901 dem,Zentralkomitee für das ärztliche Fortbildungswesen in Preußen' (Kaiserin-Friedrich-Stiftung) angehörend, setzte sich Bernhard Bardenheuer vehement für die erste Gründung einer,Akademie für praktische Medizin' in Köin ein, der Vorläuferin der Medizinischen Fakultät. Diese war zunächst als Fortbildungsstätte der praktisch tätigen Ärzte gedacht, analog der,New Yorker Postgraduate Medical School'. Nach der Eröffnung am 10. Oktober 1904 wurde er zum geschäftsführenden Professor bestellt und hielt vielbeachtete Kurse für Zivil- und Militärärzte ab. Im Jahre 1919 ging die Akademie dann bei der Gründung der neuen Universität in der Medizinischen Fakultät auf.... Am 13. August 1913 starb Bernhard Bardenheuer auf seinem elterlichen Gut in Lamersdorf an einer Harnvergiftung (Urämie) als Folge arterlosklerotisch bedingter Schrumpfnieren. Während seine Berufskollegen seine operative Kühnheit lobend herausstellten, war in der Bevölkerung und bei seinen Patienten seine menschliche Zuneigung sehr geschätzt. Großen Wert legt er auf die Ausbildung seiner Assistenten, von denen er fundierte wissenschaftliche Arbeit und gute operative Leistungen erwartete. Zahlreiche Chefarztstellen am Niederrhein und in Westfalen wurden von seine Schülern besetzt.... Ähnlich Gustav Simon verband Bardenheuer eine umfangreiche praktischoperative Tätigkeit an einem öffentlichen Krankenhaus mit einem reichen wissenschaftlichen Schaffen. Wie dieser hatte er als Praktiker akademische Ehren erlangt. Uber viele Jahre hinweg gab er die,Mitteilungen aus dem Kölner Bürgerhospital' bei Albert Ahn Köin/Leipzig heraus, in denen er eine Fülle an operativen Kasuistiken vorstellt. In seinen Monographien,Dreinierung der Peritonealhöhle' (1881) und,Der extraperitoneale Expiorativschnitt' (1887) befaßte er sich vorwiegend mit der Bauchchirurgie. Weiterhin wurden viele seiner eigenen Untersuchungen und Operationen von seinen Schülern publiziert .... Darüber hinaus war Bernhard Bardenheuer zeitweiliger Mitherausgeber der,Deutschen Zeitschrift für Chirurgie' und der,Mitteilungen aus dem Grenzgebiet der Medizin und Chirurgie'. [1] | |
| Tod | 13 Aug 1913 | Lamersdorf, Inden-Altdorf, Düren, (DE) [1] |
| Personen-Kennung | I67108 | Crasciniaci_20250908 ohne 20229 |
| Zuletzt bearbeitet am | 7 Apr 2005 | |
| Vater | Hubert Bardenheuer, geb. 1801, Erbericher Hof, Erberich, Eschweiler, Braunkohlerevier Ø, (DE) | |
| Mutter | Anna Sibylla Frings | |
| Familien-Kennung | F44008 | Familienblatt | Familientafel |
| Familie | Henriette Hermine Wilhelmine Hubertine Thelen, geb. 28 Nov 1847, Düren, (DE) gest. 26 Jun 1931, Bochum, (DE) (Alter 83 Jahre) | |||||||||||
| Eheschließung | 19 Jul 1870 [2] | |||||||||||
| Kinder |
|
|||||||||||
| Familien-Kennung | F44013 | Familienblatt | Familientafel | ||||||||||
| Zuletzt bearbeitet am | 22 Nov 1997 | |||||||||||
| Fotos | Bernhard Bardenheuer #1189.GIF |
| Quellen |