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Berengar I. von Friaul (* um 850; † 7. April 924 in Verona) war Kaiser von 915 bis 924 und König von Italien in den Jahren 888–889, 896–901 und 905–924. Daher wurde er früher zu den „Nationalkönigen" gerechnet.
Berengar war der dritte Sohn von zehn Kindern des Unruochingers Eberhard († 866), seit etwa 837 Markgraf von Friaul, und dessen Frau Gisela († 874), Tochter Kaiser Ludwigs des Frommen und seiner zweiten Frau Judith. Damit gehörte Berengar durch den Vater einer einflussreichen Familie von jenseits der Alpen an, und er war durch seine Mutter zugleich ein Neffe Karls des Kahlen.
Berengars Geburtsjahr kann nur näherungsweise erschlossen werden. Einerseits heirateten seine Eltern zwischen 835 und 840, und Judith brachte als zweiten Sohn Unruoch zur Welt, als ersten einen Eberhard, der jedoch früh starb. Andererseits erinnerte Papst Johannes VIII. im April 878 an die Blüte seiner Jugend, was er wohl kaum einem Mann von mehr als 30 Jahren zugesprochen hätte. Wahrscheinlich wurde Berengar in Italien geboren, möglicherweise im Friaul, wo seine Familie seit mehr als zwei Jahrzehnten lebte.
Im Testament seiner Eltern von 863–864 wurde Berengar ausdrücklich als Erbe der italienischen und schwäbischen Besitzungen ausgeschlossen. Sein älterer Bruder Unruoch erhielt das Gesamterbe. Berengar erhielt allerdings Grundherrschaften zugewiesen, die sich auf die Reiche Karls des Kahlen (nahe Lille) und Lothars II. verteilten (zwischen Lüttich und Namur). In dieser Zeit der Auflösung der Reichseinheit hätte er damit zu denjenigen Adligen gehört, die aus übergreifenden Interessen eher dazu neigten, diese Einheit beizubehalten. Eine dunkle Passage in den Gesta Berengarii imperatoris (ed. Winterfeld, Berlin 1899, liber I, Vers 21–23, S. 358) deutet in Berengars Jugend einen langen Aufenthalt am Hof seines Onkels, Karls des Kahlen an. Dies steht in Widerspruch zur Behauptung desselben Autors, dass Berengar am Hof Karls III. prophezeit worden sei, dass er König und Kaiser werde (ed. Winterfeld, liber I, Vers 32–40, S. 359).
Diskutiert wird seit langem die Möglichkeit, dass sich Berengar nach dem Tod seines Vaters im Umkreis der Mutter befand, die sich entschlossen hatte, in der Abtei Cysoing in der Nähe von Lille zu leben, in der Abtei also, die sie mit ihrem Mann gemeinsam gegründet, und für das sie noch weitere Güter erworben hatte. Dies könnte erklären, warum er und seine Brüder Adalhard und Rudolf 868, im Unterschied zum älteren Bruder Unruoch, einen Teil ihrer Besitztümer in Form von Gütern erhielten. Eberhards Bruder Karl habe diese Güter restituiert und noch einige hinzugefügt, Rudolf wurde Abt des Klosters. Schon im nächsten Dokument der Gisela, das aus dem Jahr 870 stammt, wird Berengar nicht mehr erwähnt. Dementsprechend könnte seine Ankunft in Italien zwischen 868 und 870 erfolgt sein.
Seine Ausgangssituation änderte sich mit dem Tod seines älteren Bruders Unruoch um 874, in dessen Folge Berengar die Nachfolge seines Vaters in der Markgrafschaft Friaul antrat. Dabei stand er bis 887 den Ansprüchen der ostfränkischen Karolinger auf Italien positiv gegenüber. Unklar ist, welche Ausdehnung die Markgrafschaft zu dieser Zeit hatte. Da sich Berengar später stark auf Verona stützte, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass der Einflussbereich der Unruochinger schon länger mindestens bis dorthin reichte. [2] |