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Da zur Zeit des Todes des Theodor Joseph Siegler wegen des sog. Kulturkampfes und der damit verbundenen Behinderung der Ausübung der bischöflichen Amtsgewalt die Anstellung eines neuen Pfarrer nicht ausführbar war, verwaltete nach seinem Ableben Hermann Joseph Müller, Kaplan zu Mausbach die Pfarre (Nov 1882 bis Mär 1883), während die Kapläne von Stolberg Karl Schmitz, Th. Henel, Ant. Höhne und Dr. Jos. Sommer an den Sonn- und Feiertagen abwechselnd die hl. Messe zelebrierten.
Schmitz wurde abgelöst 1871 durch Vikar Hermann Müller aus der bekannten Orgelbauerfamilie von Reifferscheid, der bis 1887 blieb, Großes leistete und vieles litt. Sein Vater, der bei ihm wohnte, hätte hier gern eine neue Orgel umsonst gebaut, aber der kurzsichtige Kirchenvorstand wollte es nicht. (... ) Nach 39jähriger pflichtgetreuer Wirksamkeit starb Pfarrer Grein, 83 Jahre alt, am 29. März 1883 im 60. Priesterjahr. An die Anstellung eines Nachfolgers war im Bismarkschen Kulturkampf nicht zu denken. Der Vikar Hermann Josef Müller wurde Pfarrverwalter und zog aus seiner bisherigen Wohnung im Gemeindehaus hinüber ins Pfarrhaus. (…) Wiederholt ersuchte der Pfarrverwalter den Kirchenvorstand um Zahlung rückständigen Gehaltes von 1878 an, aber immer vergebens. In seiner Not kam ihm zu Hilfe die Verwaltung der ebenfalls erledigten Pfarre Schevenhütte, die ihm auch anstelle des gichtkranken Pfarrers Braun von Gressenich übertragen wurde. Nun erklärte der Kirchenvorstand, der Vikar verdiene sein Gehalt nicht, da er nichts dafür tue. Damit verwechselte er Ursache und Wirkung. Am 24. August 1884 schrieb Rößler (Kirchenvorstandsvorsitzender) nach Köln, der Vikar lasse die 2. Sonntagsmesse ausfallen, begebe sich nach der Frühmesse gleich nach Schevenhütte und lasse die Pfarre den ganzen Tag im Stich, so daß viele hiesige Leute die Nachbarkirchen besuchen müßten. Die Beschwerde, die unbeantwortet blieb, verschweigt aber, daß Müller als Verwalter von Schevenhütte Sonntags auch dort eine hl. Messe halten mußte. Aus dem Jahre 1884 stammt wohl ein ganzes Dutzend langer Klageschriften des Vorsitzenden im Kirchenvorstand gegen den Pfarrverwalter, worin dieser bald als Aufwiegler hingestellt wird, der die Kanzel zu Beleidigungen oder zur Politik mißbrauche - damals ein beliebter Vorwurf, um nach dem neuen Kanzelparagraphen den Geistlichen eine Schlinge zu legen -, bald als Verschwender, der zu viele Schnüre für die Kirchenfenster verbrauche, so daß er (Rößler) sie in seiner Kiste einschlißen müsse, (!) oder als Unruhestifter, der die künftigen Glocken nicht wie der Kirchenvorstand von Siglar, sondern von Gescher beziehen wolle, und zudem auch schuld sei am Zwiespalt bei den kirchlichen Wahlen. Der schreibselige Kläger sandte allzuviele Beschwerden nach Köln, als daß diese hätten Beachtung finden können. Die meisten verschwanden wohl im dortigen Papierkorb. Weil Rößler fast nie eine Antwort erhielt, drohte er schließlich den Vorsitz niederzulegen. Diese Drohung war überflüssig; denn bei den Wahlen im Herbst 1884 fiel er durch. Nunmehr konnte das schwergeprüfte Volk, das allzu leichtgläubig von Schlagwörtern redseliger Rädelsführer sich leiten und in haßerfüllte Parteien zerreißen ließ, und das, durch lange leidenschaftliche Kämpfe aufgepeitscht, dem Seelsorger das Leben gründlich verbitterte und seine Tätigkeit fast wirkungslos machte, allmählich wieder zur Besinnung und zur lange entbehrten Eintracht zurückgeführt werden. Nach Wiederherstellung geordneter Zustände lebte die Tatkraft des Pfarrverwalters wieder neu auf. Unter seiner Leitung und mit Hilfe des Lehrers Lenards wurde bald die Kirche bemalt. Er besorgte den Kreuzweg 1885 von Stufleser, gründete den Cäcilienverein und sammelte Geld für eine neue Orgel, da die alte nur Jammertöne hervorbrachte. Zum Glück setzte er die Beschaffung der drei herrlichen Glocken von Edelbrock in Gescher durch, die am 19. Juli 1885 geweiht wurden . (..) Als die Hitze des Kulturkampfes etwas nachließ, ohne indes ganz aufzuhören, und der neue Erzbischof Philippus Krementz wieder Pfarrer anstellen konnte, wurden viele Hunderte verweister Pfarreien wieder besetzt. Der Pfarrverwalter Müller erhielt 1887 nach 15jähriger mühevoller, segensreicher Wirksamkeit die erledigte Pfarre Bocket bei Heinsberg. Sein Nachfolger war Heinrich Korsten.
Siehe Jansen: Bocket - Topografie eines Dorfes im Spiegel einer Chronik von 1892 (1986)
In einer anderen Abhandlung der Pfarrgeschichte von Mausbach steht lediglich über ihn: Hermann-Josef Müller 1871 - 1887 1871-1883 Kaplan 1883-1887 Pfarrverweser. [2, 3, 4, 5, 6] |