Das Crasciniaci-Projekt

Genealogische Sammlungen des 5-Dörfer-Archivs der früheren Gemeinde Gressenich
Stolbergs Stadteile: Gressenich, Mausbach, Schevenhütte, Vicht und Werth

Leopold Schoeller

Leopold Schoeller

männlich 1792 - 1884  (92 Jahre)


Angaben zur Person    |    Notizen    |    Quellen    |    Alle    |    PDF

  • Name Leopold Schoeller 
    Geburt 10 Jun 1792  Burg Schleiden, Schleiden, Euskirchen, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Geschlecht männlich 
    Tod 18 Dez 1884  Düren, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1
    Personen-Kennung I136902  Stammbaum1
    Zuletzt bearbeitet am 25 Nov 2019 

    Vater Johannes Arnold Schoeller,   geb. 1747, Düren, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 1831 (Alter 84 Jahre) 
    Mutter NN NN 
    Familien-Kennung F96710  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie NN NN 
    Kinder 
     1. Cäsar Schoeller,   geb. 1822   gest. 1867 (Alter 45 Jahre)
     2. Leopold Philipp Eberhard Schoeller,   geb. 8 Jan 1830   gest. 31 Dez 1896 (Alter 66 Jahre)
     3. Philipp Schoeller,   geb. 6 Dez 1833, Düren, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 16 Aug 1904, Düren, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 70 Jahre)
     4. Rudof Schoeller
    Familien-Kennung F96711  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 25 Nov 2019 

  • Notizen 
    • Leopold Schoeller wurde am 10. Juni 1792 auf Burg Schleiden geboren. Im Jahr 1800 zog er mit seinen Eltern nach Düren, wo er bis 1805 die Elementarschule besuchte; es folgten zwei Jahre in einer höheren Lehranstalt in Köln. In das elterliche Unternehmen trat Leopold Schoeller im Oktober 1807 ein; dort erledigte er als Lehrling Arbeiten im Kontor und in der Fabrik. In den Jahren 1810 und 1812 unternahm er ausgedehnte Reisen durch Frankreich, Belgien und Holland. Nach ersten selbstständigen unternehmerischen Erfolgen in Amsterdam, Düren und Brünn heiratete er 1820 Emilie Schoeller, die Tochter des Düsseldorfer Bürgermeisters. Die sechs Söhne aus dieser Ehe waren ebenfalls als Unternehmer tätig und führten teilweise die Betriebe des Vaters weiter. Die einzige Tochter Emilie heiratete den Kölner Fabrikanten Peill. Mit der Errichtung der Tuchfabrik (1842) und der Teppichfabrik (1854) in Düren legte Leopold Schoeller den Grundstein für die über Generationen erfolgreiche Schoeller’sche Teppichproduktion. Um 1850 war er eine der führenden Unternehmerpersönlichkeiten in Düren. Sein wirtschaftlicher Erfolg und seine Tatkraft brachten ihn in die Position, im öffentlichen Leben eine wichtige Rolle zu spielen. So gehörte er seit der Gründung der Rheinischen Eisenbahngesellschaft 1837 dessen Verwaltungsrat an. Seinem Einsatz wird es zugeschrieben, dass Düren an die Eisenbahnlinie Köln-Aachen angeschlossen wurde.Wirtschaftlich zahlte sich dies aus, denn Schoeller und die Dürener Unternehmen profitierten erheblich von der Anbindung an diesen wichtigen Verkehrsweg. Die eigenen Interessen hatte Leopold Schoeller sicherlich auch bei seinem Engagement in der Politik im Blick: 30 Jahre lang gehörte er dem Dürener Stadtrat an, lange war er Mitglied der Kreisversammlung und 1847 außerdem Abgeordneter des preußischen Landtags. Man kann ihn einen typischen Vertreter des fortschrittlichen Industriebürgertums nennen, das seinen wirtschaftlichen Aufstieg zu sichern suchte, indem es auch in der Politik zunehmend seinen Einfluss geltend machte. Darüber hinaus engagierte sich Leopold Schoeller kirchlich und sozial: Er setzte sich für die evangelischreformierte Gemeinde in Düren ein und gründete 1828 die »Knaben-Familien-Schule«. 1832 stiftete er den Bauplatz für ein eigenes Gebäude. Aus dieser Bürgerschule, die auch die Schoeller-Kinder besuchten (auch »Evangelische Stadtschule«), ging später das Dürener Realgymnasiums hervor, heute das Gymnasium am Wirteltor. Für seine Arbeiter richtete Schoeller außer einer Krankenkasse auch früh eine Invaliden- und Wöchnerinnen-Stiftung ein. 1856 wurde er zum preußischen Geheimen Kommerzienrat ernannt. Im hohen Alter von 92 Jahren starb Leopold Schoeller am 18. Dezember 1884 in Düren.

      Arnold Schoellers Sohn Leopold Schoeller (1792–1884) erlebte während seiner frühen kaufmännischen Jahre, wie die Unternehmungen seiner Familie beachtliche wirtschaftliche Erfolge erzielten. So brachte es sein Onkel Heinrich Wilhelm 1812 mit der erwähnten Feintuchfabrikation auf das stattliche Einkommen von 12.000 Francs. 1814/15 sah der junge Tuchhändler Leopold Schoeller aber auch, dass die deutschen Produkte sich nach Aufhebung der Kontinentalsperre nichtmehr gegen die englische Konkurrenz behaupten konnten. Nun bewies der junge Mann kaufmännisches Geschick:Wenn die Produktion in Deutschland schon keine Chance hatte, so lagen doch im Zwischenhandel mit England Möglichkeiten für gute Gewinne.Da der Tuchhandel über Holland und den Rhein lief, gründete Leopold Schoeller 1813/14 in Amsterdam die Großhandlung »Schoeller und Daniels« für englische Tuche und Manufakturwaren.

      Leopold Schoeller vergaß aber auch seine Heimatstadt Düren nicht und nutzte, was er in England gelernt hatte:Kaum waren die Franzosen vertrieben,gründete er 1815 gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich (1784–1860) eine Tuchfabrik an der Wirtelstraße in Düren. Dieser Betrieb verfügte für damalige Verhältnisse nicht nur über ungewöhnlich viele Maschinen–war also hoch rationalisiert und damit gegenüber der englischen Konkurrenz wettbewerbsfähig –, sondern stellte auch auffallend »feine« Tuche her, setzte also auf ein Qualitätsprodukt. So konnten sich die Brüder Schoeller auch gegen die englische Konkurrenz auf dem europäischen Markt mit ihren Produkten behaupten

      Während in Frankreich seit 1791 und in Preußen seit 1810 Gewerbefreiheit herrschte, musste man in Österreich bis 1859 eine Konzession beantragen, um eine Fabrik zu bauen. Als im Oktober 1818 die Monarchen von Preußen, Russland und Österreich in Aachen tagten, nutzten die Brüder Friedrich, Peter (1778–1838) und Leopold Schoeller die Gelegenheit, Kaiser Franz I. von Österreich um eine Audienz zu bitten. Der Kaiser verlieh den Schoeller-Brüdern die Konzession zur Errichtung der Tuchfabrik in Brünn (Mähren), die sie 1820 gründeten. Der Standort Brünn war gut gewählt: Von hier aus konnten Schoellers nicht nur Kunden in Österreich-Ungarn direkt und ohne Zoll beliefern – vorbei an den zahlreichen innerdeutschen Handelsschranken und Zollgrenzen –, sondern auch Kunden im wichtigen Absatzgebiet Italien. Denn nach Napoleons Sturz waren die Österreich zufallenden norditalienischen Provinzen zum Königreich Lombardo-Venetien (1814–59/66) zusammengefasst und zum österreichischen Kaiserreich geschlagen worden. Damit gehörte Norditalien zum österreichischen Zollsystem und stand mit seinen mehr als 5 Millionen Einwohnern österreichischen Firmen offen.

      Familiäre Bindungen spielten bei den Unternehmen der Schoellers immer eine große Rolle. Väter und Söhne, Brüder, Onkel und Neffen bauten über Generationen gemeinsam Betriebe auf. Fast 30 Jahre lang, von 1815 bis 1842, produzierte Leopold Schoeller gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich in Düren Textilien.

      Leopold ging seit 1842 eigene Wege und gründete eine Tuchfabrik am Wirteltor (heute Kaufhof) unter dem Namen »Leopold Schoeller & Söhne«. So konnte er nicht nur eigene Ideen verfolgen, sondern vor allem eröffnete er seinen Söhnen die Chance, nicht nur einen Unternehmensanteil, sondern eigenständige Unternehmen zu erben.

      1851 beteiligte er sich außerdem an der Dürener Flachsspinnerei Schoeller, Mevissen & Bücklers, der späteren Firma Schoeller, Bücklers & Co.

      Leopold Schoellers Expansionsdrang war ausgesprochen bemerkenswert und beschränkte sich keineswegs auf das Textilgewerbe: Als in Alsdorf-Hoengen erste Bohrversuche nach Steinkohle unternommen wurden – der Bedarf an Kohle stieg in diesen Jahren steil an –, beteiligte sich Leopold Schoeller an der Finanzierung der Probebohrungen und sicherte sich gemeinsam mit dem Aachener Friedensrichter Friedrich Ernst Bölling 1848 die Konzession für das 1,75 Millionen Quadratmeter große Feld Maria zum Betrieb eines Bergwerks.

      Die Anfänge der Teppichfabrik waren aus unterschiedlichen Gründen schwierig. Die Idee, die Garne aus der familieneigenen Kammgarnspinnerei in Breslau zu beziehen, erwies sich als ungünstig, denn die Breslauer Garne waren zwar qualitativ gut, aber wesentlich teurer als die entsprechenden englischen Sorten. Also bezog man ab 1869 doch englische Garne.Weitere Probleme kamen hinzu: Die Muster der Teppiche und die Farben überzeugten nicht. Und in der Produktion unterliefen noch viele Fehler, was beim kettmustergefärbten Teppich fatal war, denn er musste besonders exakt gefärbt und gewebt werden. Das Personal aus der Tuchfabrik war dafür noch nicht ausgebildet und die Qualität der Teppiche ließ daher zu wünschen übrig. Noch blieben die Teppiche aus Düren weit hinter der Konkurrenz aus England zurück. Vielleicht hatte Schoeller die Schwierigkeiten der Fertigung unterschätzt. Durch die vielfältigen technischen und personellen Probleme waren die Kosten im Verhältnis zur Zahl der hergestellten Teppiche zu hoch und die Fabrik kam nicht aus den roten Zahlen. In dieser Situation zog Vater Leopold Schoeller offenbar die Notbremse und übertrug 1867 die Leitung der Teppichfabrik seinem fünften Sohn Philipp Schoeller (1833– 1904). Leopold Schoeller junior siedelte nach Breslau über, um sich um die schlesischen Güter und Zuckerfabriken der Familie zu kümmern. [1]

  • Quellen 
    1. [S28434] 150 Jahre Anker-Teppichboden.