Das Crasciniaci-Projekt

Genealogische Sammlungen des 5-Dörfer-Archivs der früheren Gemeinde Gressenich
Stolbergs Stadteile: Gressenich, Mausbach, Schevenhütte, Vicht und Werth

Helmut Imdorf

Helmut Imdorf

männlich 1926 - 1945  (18 Jahre)


Angaben zur Person    |    Notizen    |    Quellen    |    Alle    |    PDF

  • Name Helmut Imdorf 
    Geburt 27 Dez 1926  Mausbach, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1, 2, 3, 4
    Geschlecht männlich 
    Tod 8 Mai 1945  Konzentrationslager, Graudenz, (PL) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1, 2, 5
    • Grudziadz (PL); am 8 Mai 1945 für tot erklärt; Holocaust Opfer
    Personen-Kennung I18942  Stammbaum2
    Zuletzt bearbeitet am 3 Jun 2021 

    Vater Josef Imdorf,   geb. 28 Mai 1892, Dorfstrasse 59a, Gressenich, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 8 Mai 1945, Konzentrationslager, Graudenz, (PL) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 52 Jahre) 
    Mutter Martha Wolf,   geb. 4 Jun 1891, Kelz, Vettweiss, Düren, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 28 Dez 1940, Horst-Wessel-Strasse 33, Mausbach, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 49 Jahre) 
    Eheschließung 9 Mai 1920  Vettweiss, Düren, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [4, 6
    • Urk. 5-1920;
    Familien-Kennung F14870  Familienblatt  |  Familientafel

  • Notizen 
    • Am 30 Jul 1941 zusammen mit seinem Vater Josef Internierung in Haaren Hergelsmühle, danach im Lager Rhenaniastraße und von dort aus Deportation in ein bisher unbekanntes Vernichtungslager.

      1988 berichtete die damalige Nachbarin, Therese Schings geb. Heckler über das Schicksal der jüdischen Familie Imdorf aus Mausbach:
      Der jüngste Sohn, Helmut, war in Mausbach bei seinen Eltern geblieben. Ab November 1938 durften alle Geschäfte nur noch in den Händen von Ariern sein, und jüdischen Kindern wurde der Besuch nichtjüdischer Schulen verboten. Die Familie mußte wohl ihren kleinen Laden schließen und Helmut mußte nach Aachen zur jüdischen Schule fahren. Es wird erzählt, daß Martha Imdorf in dieser Zeit sehr kränklich war. Es liegt nahe anzunehmen, daß dies mit der Sorge um ihre Kinder und die Angst vor der Zukunft im Zusammenhang stand. Martha Imdorf starb 49jährig am 28. Dezember 1940. Ihr Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Aachen. Josef Imdorf und sein 14jähriger Sohn waren nun alleine.

      Helmut Imdorf besuchte laut vorliegenden Informationen als Zehnjähriger eine jüdische Schule in Aachen. Aus heutiger Sicht ist es nichts Außergewöhnliches eine Schule in 10-15 km Entfernung zu besuchen. Aachener Schulgänger zu sein wäre für Helmut sicherlich das kleinste Problem gewesen: Er wurde jedoch aus der Mausbacher Schule herausgerissen, von seinen Schulkameraden getrennt und zwangsweise in eine Jüdische Schule” mit reduzierter Bildungs- und Ausbildungsqualität überführt. Schon nach 1936 verboten die Nazis jüdischen Kindern die Teilnahme an Schulveranstaltungen, Klassenfahrten und Besuchen in Schullandheimen. Nach den November Progromen 1938 wurden öffentliche Schulen und Universitäten ganz für jüdische Kinder geschlossen. Nach 1935 durften Juden keine öffentlichen Verkehrmittel, aber auch kein eigenes Auto oder sogar ein Fahrrad besitzen. Somit war der zehnjährige Helmut jeden Tag bei Wind und Wetter gezwungen den Schulweg zwischen Mausbach und Aachen zu Fuß zu bewältigen.

      Therese Schings erzählte weiter: Der Vater schlug sich weiter mit Anstreicherarbeiten durch bis er, vermutlich im Sommer 1942, mit seinem Sohn abgeholt wurde. In Berlin hatte Hitler die Endlösung der Judenfrage verkündet. In Mausbach erzählte man, Josef Imdorf sei mit seinem Sohn und seinem Umzugsgut nach Hergethsmühle bei Herzogenrath gebracht worden. Aber er war in ein Lager in der Nähe des Stolberger Bahnhofes gebracht worden. Das erfuhr sein Freund und Nachbar, Franz Heckler, wenig später. Denn Josef Imdorf konnte wenige Tage danach das Lager in Stolberg verlassen. Mitten in der Nacht klopfte er bei seinem Freund an und bat um etwas zu essen. Niemand weiß mehr, wie oft er nachts zu Fuß nach Mausbach kam. Es muß wohl drei- oder viermal gewesen sein. Dann wurden Josef Imdorf und sein Sohn Helmut nach Aachen und danach in ein Lager bei Graudenz gebracht. wo beide von Nazis ermordet worden sind. [7, 8]

  • Quellen 
    1. [S783] Ratzki, Ernst und Wilhelm Hamacher, Therese Linzench, Dr. Franz Josef Ingermann, Günter von der Weiden, Günter Frentz, Ratzki, Hamacher, Linzenich: Kriegsmonate (1984).

    2. [S2966] Hamacher, Wilhelm, Gefallene des II. Weltkrieges aus Mausbach und Werth.

    3. [S13773] Scholl, Reinhard und Therese Linzenich, Scholl, Linzenich: Ehrenbuch 2 (o.J.).

    4. [S16357] Ingermann, Franz-Josef Dr., Ahnentafel Imdorf”.

    5. [S10910] Lange-Rehberg, Karen und Friedrich Gruschei, Lange-Rehberg, Gruschei: Vergessen (2005).

    6. [S16653] Standesamt Gressenich, 1940, Sterbeurkunden.

    7. [S22316] Ingermann, Franz-Josef Dr., Biografien Imdorf.

    8. [S16361] Ingermann, Franz-Josef Dr., Wie Angst vor Nazis eine Familie auseinandertrieb.