Das Crasciniaci-Projekt

Genealogische Sammlungen des 5-Dörfer-Archivs der früheren Gemeinde Gressenich
Stolbergs Stadteile: Gressenich, Mausbach, Schevenhütte, Vicht und Werth

Josef Imdorf

Josef Imdorf

männlich 1892 - 1945  (52 Jahre)


Angaben zur Person    |    Notizen    |    Quellen    |    Alle    |    PDF

  • Name Josef Imdorf 
    Geburt 28 Mai 1892  Dorfstrasse 59a, Gressenich, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1, 2
    Geschlecht männlich 
    Tod 8 Mai 1945  Konzentrationslager, Graudenz, (PL) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [1, 3, 4
    • für tot erklärt; Opfer der Naziverfolgung; Opfer des Zweiter Weltkrieges
    Personen-Kennung I18943  Stammbaum2
    Zuletzt bearbeitet am 4 Sep 2023 

    Vater David Imdorf,   geb. 21 Feb 1862, Drove, Kreuzau, Düren, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 22 Jun 1925, Gressenich, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 63 Jahre) 
    Mutter Amalia Kaufmann,   geb. 22 Okt 1857, Gressenich, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 18 Mrz 1917, Gressenich, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 59 Jahre) 
    Eheschließung 13 Okt 1887  Gressenich, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [5
    Familien-Kennung F34129  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie Martha Wolf,   geb. 4 Jun 1891, Kelz, Vettweiss, Düren, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 28 Dez 1940, Horst-Wessel-Strasse 33, Mausbach, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 49 Jahre) 
    Eheschließung 9 Mai 1920  Vettweiss, Düren, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  [5, 6
    • Urk. 5-1920;
    Kinder 
     1. Erich | Eliahu Imdorf | Amidor,   geb. 3 Mai 1923, Mausbach, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 16 Apr 1982, Sheh Nehemia, Upper Galilea, (IS) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 58 Jahre)
     2. Walter | Yoram Imdorf | Amidor,   geb. 18 Feb 1925, Mausbach, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 22 Nov 1970, Israel, (IL) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 45 Jahre)
     3. Helmut Imdorf,   geb. 27 Dez 1926, Mausbach, (DE) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ortgest. 8 Mai 1945, Konzentrationslager, Graudenz, (PL) Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 18 Jahre)
    Familien-Kennung F14870  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 13 Sep 2011 

  • Notizen 
    • Die jüdische Familie Imdorf hatte in Mausbach einen Maler- und Anstreicherbetrieb und arbeitete 1924 auch am Innenanstrich der Mausbacher Kirche mit. Josef Imdorf war in Mausbach als fleißiger und zuverlässiger Handwerker bekannt.

      Um 1927 betrieb er zusammen mit einer Familie Klotz in Mausbach eine Gastwirtschaft (später Windmüller).

      Bereits 1936 wurde jüdischen Kindern der Besuch nichtjüdischer Schulen per Erlass verboten, und die Kinder mussten zu einer jüdischen Schule nach Aachen fahren.

      Ab 1938 durften alle Geschäfte nur noch in den Händen von ,Ariern' sein, wodurch die Familie gezwungen wurde, ihren kleinen Laden in der Gressenicher Straße zu schließen.

      Zeitzeugen berichten, dass Josef lmdorf als Maler sehr großzügig gewesen sei und öfter auf Kredit gearbeitet habe. Dann habe er aber irgendwann einen seiner Söhne zu den Kunden geschickt, um Geld für deren Flucht nach Palästina einzutreiben.

      Die offiziellen Akten vermerken ,am 30. 7. 1941 Abmeldung nach Haaren, Hergelsmühle 3'. Faktisch wurden er und sein Sohn Helmut dort interniert. Mausbacher berichten, dass die Beiden von Hergelsmühle bei Haaren in das Lager an der Rhenaniastraße in der Nähe des Stolberger Hauptbahnhofes gebracht worden sind. Laut Bierganz wurde das Zwangsarbeiterlager in der Rhenaniastraße am 15. Juni 1942 aufgelöst wurde und 60 jüdische Insassen in das Konzentrations- und Vernichtungslager Theresienstadt in Nordböhmen gebracht worden sind.

      Das Haus der Familie lmdorf in der Gressenicher Straße wurde konfisziert. ln ihm wurde ein Büro der Deutschen Arbeiterfront eingerichtet.

      Die Bedingungen im Lager an der Rhenaniastraße müssen von Quälerei und Hunger geprägt gewesen sein. Die Insassen waren zumindest teilweise 12 Stunden am Tag unter schrecklichen Bedingungen mit der Salzsäureproduktion beschäftigt, bekamen nur kärgste Verpflegung und wurden am Sabbat von den SS-Bewachern auf übelste Weise schikaniert.

      Damalige Nachbarn berichten, dass Josef lmdorf mehrmals nachts von dem Lager Rhenaniastraße zu Fuß nach Mausbach zu Familie Heckler gekommen ist, um für sich und seinen Sohn etwas zu essen zu erbitten. Vermutlich 1942, als das Lager Rhenaniastraße aufgelöst wurde, wurden Josef und Helmut in ein Vernichtungslager gebracht und ermordet. Welches Lager, ist bis heute nicht bekannt. Es könnte das von Bierganz erwähnte Vernichtungslager Theresienstadt aber auch ein von Mausbachern vermutetes Lager bei Graudenz gewesen sein, von wo aus noch Post in Mausbach ankam.

      1988 berichtete die damalige Nachbarin, Therese Schings geb. Heckler über das Schicksal der jüdischen Familie Imdorf aus Mausbach: Josef Imdorf war als guter Handwerker im Dorf bekannt. Er galt als fleißig und zuverlässig. Sogar an dem kunstvollen Innenanstrich der Mausbacher Kirche hatte er 1924 mitgearbeitet. Seine Frau Martha betrieb in ihrem Haus an der Gressenicher Straße ein kleines Kurzwarengeschäft. Die Familie mit ihren drei Söhnen Erich, Walter und Helmut war im Dorf beliebt. Es war eine Familie wie jede andere. Daß sie einen anderen Glauben hatte, das wußte man, aber das spielte keine Rolle. Die Familie blieb wohl auch deswegen von dem nationalsozialistischen Bürgermeister Lambertz unbehelligt. Doch die staatliche Gesetzgebung und Verfolgung überall sonst in Deutschland muß auch die Familie Imdorf beunruhigt haben. So ist es wohl zu erklären, daß wahrscheinlich im Herbst 1938 der damals 14jährige Sohn Walter zu Verwandten nach Palästina geschickt wurde. Und dann, möglicherweise durch die Programe der Reichskristallnacht noch mehr beunruhigt, wollte Josef Imdorf auch seinen 16jährigen Sohn Erich in Sicherheit bringen. Erich verließ Deutschland illegal und kam nach einer anderthalbjährigen Irrfahrt über den Balkan erst 1940 mit einem Schiff in Palästina an. Der jüngste Sohn, Helmut, war in Mausbach bei seinen Eltern geblieben. Ab November 1938 durften alle Geschäfte nur noch in den Händen von Ariern sein, und jüdischen Kindern wurde der Besuch nichtjüdischer Schulen verboten. Die Familie mußte wohl ihren kleinen Laden schließen und Helmut mußte nach Aachen zur jüdischen Schule fahren. Es wird erzählt, daß Martha Imdorf in dieser Zeit sehr kränklich war. Es liegt nahe anzunehmen, daß dies mit der Sorge um ihre Kinder und die Angst vor der Zukunft im Zusammenhang stand. Martha Imdorf starb 49jährig am 28. Dezember 1940. Ihr Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Aachen. Josef Imdorf und sein 14jähriger Sohn waren nun alleine. Er schlug sich weiter mit Anstreicherarbeiten durch bis er, vermutlich im Sommer 1942, mit seinem Sohn abgeholt wurde. In Berlin hatte Hitler die Endlösung der Judenfrage verkündet. In Mausbach erzählte man, Josef Imdorf sei mit seinem Sohn und seinem Umzugsgut nach Hergethsmühle bei Herzogenrath gebracht worden. Aber er war in ein Lager in der Nähe des Stolberger Bahnhofes gebracht worden. Das erfuhr sein Freund und Nachbar, Franz Heckler, wenig später. Denn Josef Imdorf konnte wenige Tage danach das Lager in Stolberg verlassen. Mitten in der Nacht klopfte er bei seinem Freund an und bat um etwas zu essen. Niemand weiß mehr, wie oft er nachts zu Fuß nach Mausbach kam. Es muß wohl drei- oder viermal gewesen sein. Dann wurden Josef Imdorf und sein Sohn Helmut nach Aachen und danach in ein Lager bei Graudenz gebracht. wo beide von Nazis ermordet worden sind.

      Siehe … Nach Auschwitz verzogen” über den Leidensweg der Familie Imdorf. [2, 4, 7, 8, 9]

  • Quellen 
    1. [S2966] Hamacher, Wilhelm, Gefallene des II. Weltkrieges aus Mausbach und Werth.

    2. [S22316] Ingermann, Franz-Josef Dr., Biografien Imdorf.

    3. [S783] Ratzki, Ernst und Wilhelm Hamacher, Therese Linzench, Dr. Franz Josef Ingermann, Günter von der Weiden, Günter Frentz, Ratzki, Hamacher, Linzenich: Kriegsmonate (1984).

    4. [S10910] Lange-Rehberg, Karen und Friedrich Gruschei, Lange-Rehberg, Gruschei: Vergessen (2005).

    5. [S16357] Ingermann, Franz-Josef Dr., Ahnentafel Imdorf”.

    6. [S16653] Standesamt Gressenich, 1940, Sterbeurkunden.

    7. [S13690] Peter Classen, Ehrentafel Gressenich.

    8. [S16361] Ingermann, Franz-Josef Dr., Wie Angst vor Nazis eine Familie auseinandertrieb.

    9. [S16919] Lange-Rehberg, Karen, Lange-Rehberg et al: Auschwitz (2011).