Notizen |
- Anna Catharina Elisabeth Jansen zog 1900 mit ihrer Familie in das Gebäude der Lohmühle ein. Das Anwesen, unweit vom Nachtigällchen, bestand aus einem Wohnhaus, der Lohmühle, in der Eichenrinde zu Eichenlohe gemahlen wurde und einem Raum, in dem gegerbtes Leder gewalzt wurde. Das Wohnhaus, aus heimischen Bruchsteinen gebaut, war wegen des hohen Grundwasserspiegels nicht unterkellert.
Trinkwasser, das sie, im Haushalt zum Kochen brauchte, holte sie am Brunnen hinter dem Hause. In der Küche war eine Pumpe, die Brauchwasser lieferte. Sie funktionierte aber nur dann, wenn mein Mann die Schleuse des Teichlaufes geöffnet hatte um das Wasserrad zu betreiben. Die Vorräte lagerten in gemauerten Gewölben, die in den Berg getrieben waren. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit konnten allerdings nur, ausgewählte Waren dort deponiert werden, die in Baren (Steinguttöpfen) oder Pickel (Holzbottiche mit Lake) aufbewahrt wurden.
Ihr Hausgarten lag ca. 50 m abseits vom Wohnhaus. Und weil es praktisch war, den Dünger gleich dort zu fabrizieren, wo er verwendet wurde, war die Toilette, das allbekannte Herzhäuschen, im Garten aufgestellt. Sie versuchte alle Lebensmittel des täglichen Bedarfs selbst zu produzieren. Von der Kartoffel über alle Arten und Sorten Gemüse bis zu den Küchenkräutern zog sie alles selbst. Viele Obstbäume, wie Äpfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen lieferten zentnerweise Obst. Viel davon wurde frisch gegessen, das meiste aber zu Mus verarbeitet, getrocknet oder in Steinguttöpfen als Wintervorrat angelegt. Dazu lieferten
eine Menge Beerensträucher, wie Stachel- und Johannisbeeren, soviel Früchte, daß ihre ganze Verwandtschaft mit versorgt wurde. Auf dem weiträumigen Gelände scharrten ca. 30 Hühner und sorgten dafür, daß immer frische Eier im Haus waren. Ziegen und Schafe lieferten Milch und Wolle. Von den reichlich anfallenden Abfällen mästete sie jedes Jahr zwei Schweine. Das eine wurde verkauft und besserte die Haushaltskasse auf, das andere wurde im Oktober geschlachtet, um die Versorgung der Familie mit Fett und Fleisch für ein Jahr sicherzustellen.
Für ihre Kinder war es immer ein ganz besonderes Ereignis, wenn Schlachttag angesagt war. Dann kam ein Metzgermeister ins Haus, der uns wegen seines Fleischerkittels und der langen Messer Respekt einflößte. Erwachsene und Kinder standen dabei, wenn das Schwein aus dem Stall geholt wurde und, als ahnte es was auf ihn zukam, laut schrie. Wenn es dann abgestochen war, ihr Mann das Blut in einer großen Schüssel auffing und rührte, bereitete sie in der Küche schon alles vor um Blutwurst, Leberwurst und Sülze zu machen und die Feder (Vlomen) zu Schmalz zu verarbeiten. Das Schwein wurde mit Fackeln aus Stroh abgeflämmt, vom Metzgermeister, aufgeschnitten und die Innereien herausgeholt. Verwertbares, wie Herz, Leber, Magen und Vlomen kamen in eine Schüssel, die Gedärme in eine andere. Beide Schüsseln wurden zur weiteren Bearbeitung an Mutter übergeben. Sie bereitete die Därme für die Wurstverarbeitung vor und tat die Feder in einen großen gußeisernen Topf, der auf dem Herdfeuer stand. Draußen wurden die Hälften auf einem schweren Holztisch aus dicken Bohlen fachgerecht zerlegt und, soweit nicht für das Räuchern vorgesehen, in eine Lake in Holzbottiche gelegt. Der Kopf und andere Fleischteile wanderten wieder in die Küche als Zutaten für die Sülze- und Wurstbereitung. Weil der Schlachttag uns soviel Abwechslung bescherte,
verfolgten alle die Vorgänge ganz gespannt, wenn das Haus dann auch Kopf stand. Ihre Sülze, die Blut- und Leberwurst, die in den nächsten Tagen ganz frisch auf den Tisch kamen, schmeckten besonders lecker. [1]
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