Notizen |
- Theodor Greuel lebte mit seiner Ehefrau Anna Maria Neffgen und seinen Kindern August, Peter, Elisabeth und Wilfriede Am Wittberg im Haus Am Wirvel”, welches um 1840 als Försterwohnung errichtet wurde. Der Ereignisse des Zweiter Weltkrieges störten das beschauliche Leben im Haus Am Wirvel”.
Fast sieben Jahrzehnte nach dem Einmarsch der Amerikaner erinnerte sich der amerikanische Soldat Lloyd Stegemann, der monatelang mit seinem Panzer vor dem Haus der Greuels stand, an seine Tage in Schevenhütte und an die Familie Greuel. Die nachfolgenden Textstellen wurden aus englischsprachigen Briefen und Interviews zusammengestellt und widersprechen sich teilweise bzw. halten einer genauen Untersuchung nicht stand. Es sind teilweise triviale alltägliche Informationen, aber vermutlich trotzdem für spätere Generationen von Interesse.
Lloyd Stegeman war Kommandant eines Panzers und Teil der 899. Batallion, 1st Armored Division unter General Patton. Lloyd sagte, dass die Einwohner von Schevenhütte sehr unruhig waren, als die Truppen am 16 Sep 1944 den kleinen Ort Schevenhütte besetzten. Vermutlich, weil die Schevenhütter nicht wussten was die Amerikaner mit ihnen anstellen würden. In 2012 schrieb der 93jährige, dass er nie den Tag vergesssen werde an dem sie ihr Camp in einem Bauernhof direkt neben Schevenhütte aufschlugen. Er erinnerte sich, daß es in der Nähe des Hürtgenwaldes war. Eine außergewöhnliche Sache über den Bauernhof, die er auch erwähnte, war, dass eine Seite der Scheune in den Hang gebaut war, und somit die Scheune praktisch nur drei Seiten hatte. Für einen Amerikaner, der sich nur mit dem Baustil amerikanischer Farmen auskannte, war es aussergewöhnlich, dass Scheune und Haus verbunden waren. Der Bauernhof lag auch direkt neben einem Apfelgarten und an einer unbefestigten Strasse nach Düren.
Noch einigen Rückfragen und Nachforschungen durch Heinz Wittmann und René Sauer konnte das von Lloyd beschriebene Schevenhütter Gebäude als das Haus Am Wittberg 5 identifiziert werden. Ebenso konnte seine interessante Deutsche Familie” (wie er sie immer wieder bezeichnete) identifiziert werden, denn das Haus wurde 1944 von der Familie Theodor Greuel bewohnt. 2012 berichtete der älteste Sohn August, dass sein Vater als Forstwart von der Laufenburg GmbH als unabkömmlich eingestuft wurde (weil man wichtiges Nutzholz für den Bergbau lieferte) und deshalb nicht Soldat war. Außerdem hatte er bereits im Erster Weltkrieg gedient.
Als die Amerikaner am 16 Sep 1944 nun in Schevenhütte einmarschierten, fuhren sie mit einem Panzer die Strasse zum Wittberg hoch und blieben vor seinem Haus stehen. Theodor Greuel kam mit einer weisser Fahne aus dem Haus und ergab sich und seine Familie. Der Panzer sollte während der nächsten Kriegsmonate vor dem Haus stehen bleiben und gelegentlich die Stellung der Deutschen Soldaten auf dem Wittberg beschießen.
Neben den Eheleuten Papa” Theodor Greuel [1896-1978] und Mama” Anna Maria Neffgen [1902-1975], traf Lloyd auch weitere Personen. Dies waren seinen 2012-Erinnerungen nach Maria [Maria Sauer geb. ca 1925 und ihre Schwester Helene geb. ca 1923, Töchter von Hubert Sauer und Josepha Wirthmüller, Schwippschwägerin von Anna Maria Neffgen], Agnes [Agnes Neffgen geb. 1929], Wolfgang [ = vermutlich Engelbert Neffgen geb. 1928], Peter [Peter Greuel geb. 1931] und Sherlotte [vermutlich Elisabeth (Lisa) Greuel geb. 1933]. Lloyd wollte –– wohl aus Gründen des Fraternisierungsverbotes –– die Nachnamen der Bewohner des Hauses garnicht erst wissen, was sich jedoch siebzig Jahre später als anfängliches Problem bei der weiteren Untersuchung herausstellen sollte. Als er sich bei der Familie selbst vorstellte konnten sie seinen Namen Lloyd nicht richtig aussprechen, und deshalb liess er sich Ludwig” zu nennen.
Der Sohn August Greuel, der zu dieser Zeit selbst als 16jähriger Soldat diente, vermutete, dass sich Lloyd Stegemann bei einigen Namen irrte. Von seiner Familie erfuhr er, dass neben der eigenen Familie auch noch eine weitere Familie in diesem Haus wohnte. Das waren unter anderem Theodors Schwager Gottfried Neffgen [geb. 1894] und seine Frau Anna Wirthmüller [geb. 1897] und deren Kinder Engelbert [geb. 1928] und Agnes [geb. 1929].
Lloyd und Theodor Greuel rauchten gerne zusammen ihre Pfeifen. Theodor bot Lloyd sogar eine teure Holzpfeife als Geschenk an. Lloyd nahm sie nicht an, weil er wußte wie teuer sie war. Er wunderte sich oft
darüber ob Papa Greuel ein Nazi war, denn seltsamerweise war er relativ jung, daheim und nicht Soldat. Nichtsdestotrotz, Theodor war nett zu Lloyd und Lloyd war nett zu Theodor. Theodors Sohn bestätigte später, daß sein Vater nicht nationalsozialistisch vorbelastet war. Im Gegenteil, er war sogar Inhaber des Parteibuches der Sozialdemokraten.
Die am Wittberg stationierten amerikanischen Soldaten schnitzten allesamt ihre Namen in eine Tür, links neben dem Scheunentor gelegen. Leider wurde diese Tür mit dem geschichtsträchtigen Graffiti von einem später Hausbewohner entfernt und durch eine neue Tür ersetzt. August Greuel glaubte sich auch noch an den Namen Stegeman zu erinnern.
Im Hof der Greuels wurde wie bereits vorher erwähnt auch Vieh gehalten wurde. Das notwendige Heu erhielten sie von einer Waldwiese, die hinter und oberhalb des Hauses gelegen war. Dort wurde auch Gemüse angebaut und zur Abschreckung von Felddieben mit einem Schild Vorsicht Selbstschußanlage” versehen. Um den händischen Transport des Heus für das Vieh mit dem Bürdetuch (”Büdoch”) zum Hof zu vereinfachen, liess Theodor Greuel einen Weg anlegen, der hinter dem Haus den Berg hinauf zur Waldwiese führte. August Greuel erinnerte sich daran, dass es der Waldarbeiter Karl Bergs war, der diesen Weg anlegte. Theodor Greuel nannte ihn deshalb Karls-Weg”.
Eines Nachts bei einem deutschen Überfall versuchte Theodor Greuel vom Wohnbereich mit seinem Sohn Peter unter dem Mantel in den Keller neben der Scheune zu flüchten. Es war stockfinster. Ein Amerikaner, der die Situation wahrscheinlich falsch einschätzte, schoss auf sie und verfehlte sie vermutlich nur deshalb, weil es zu dunkel war. [3, 4, 5]
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