| Leben & Wirken |
Der Fabrikant Karl Moritz Kraus war seit den 1860er Jahren in Stolberg ansässig. Vorher betrieb er in Langerwehe eine Großbäckerei. Als er nach Stolberg übersiedelte, betätigte er sich zusammen mit einem Verwandten seiner Frau in der Glashütte der Familie Krings, auf dem Jordan zu Stolberg-Mühle. Moritz Kraus Ehefrau war eine geborene Krings vom Kringshof in der Burgstraße, der später dem Bäckermeister Schüller gehörte. Als am 8 Nov 1887 die Ruine der Stolberger Burg in der "Kölner Zeitung” zum Verkauf angeboten wurde, erwarb Moritz Kraus das zerfallene Bauwerk von den Erben Welter.
Das Lebenswerk des Moritz Kraus: Moritz Kraus ist als Burgretter in die Stolberger Stadtgeschichte eingegangen.
Die ruinöse Burg erwarb er 1887, um sie sich als Wohnsitz herzurichten. Er war ein typischer Vertreter von Industriellen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Vorbild adliger Burgerneuerer prächtige Wohnsitze auf historistisch wieder errichteten Burgbauten etablierten. Und Lebemann war er auch, wie an anderer Stelle zu lesen ist. Als 1838 im Ortsteil Stütgerloch in Langerwehe geborener Sohn eines Landvermessers gelangte er um 1860 durch seine Ehefrau Johanna Krings nach Stolberg, wo er sich im hiesigen Glas- und Zinkgewerbe betätigte. Er war bereits Witwer, als er die Burg 1887 mit fast fünfzig Lebensjahren für 3700 Mark erwarb. Das Erbe seiner Frau aus einer Stolberger Industriellenfamilie ist wohl ebenso in die umfangreichen Baumaßnamen geflossen wie seine eigenen Mittel. 1908 war sein Burgumbau nach zwanzig Jahren fast abgeschlossen, doch er lebte immer noch in einem recht bescheidenen Wohnhaus in der Aachener Straße in Nachbarschaft mit anderen Großunternehmern. Im Innern hatte er die Burg nicht ausbauen lassen. Als die letzten Finanzmittel nach Aufgabe seiner Anteile an der Firma für Zinkornamente Kraus, Walchenbach & Peltzer aufgebraucht waren, schenkte er die Burg 1909 der Stadt Stolberg. Vertraglich besiegelt war jedoch seine unumschränkte Hausherrschaft, die er bis zu seinem Tod 1915 ausübte. Offensichtlich war ihm daran gelegen, daß sein Lebenswerk nicht an einen Privatmann fiele, der sein Werk eigenwillig verändern könnte. Sein gleichnamiger Sohn war damit ohne Erbe und als Nachbesitzer wohl nicht genehm, da seine Auswanderung in die deutsche Kolonistenstadt Nueva Baviera ("Neu-Bayern", seit dem Ersten Weltkrieg San Bernardino) in Paraguay wohl einen Verkauf der Burg durch ihn bedeutet hätte. [1, 2, 3] |